ZEITREISEN • LOST PLACES • MYSTERY
Wie alles begann
"Eigentlich sollte es doch nur eine ganz normale Pilzsuche werden", schildert Marco Imm (in der Geschichte als Ben Sauermann bekannt), der am 11. Oktober 1997 zusammen mit seiner Familie auf ein unfassbares Ereignis stieß. Noch heute beschäftigt ihn das Thema so sehr, dass er sich über die damaligen Geschehnisse jeden Tag dieselben Fragen stellt: "Warum wir? Was wär' passiert, wenn ich mit meiner Tante das mysteriöse Objekt erreicht hätte? Würde ich heute überhaupt noch hier sitzen, und über diese Dinge Stück für Stück berichten können? Ich denke: Mit Sicherheit nicht ..." Während er in sich geht, sieht er auf eine Aufnahme aus dem Jahr 2015 und zeigt auf die Mitte des Fotos: "Auch wenn der Weg heute ganz anders aussieht: An exakt dieser Stelle ist es damals passiert."
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Marco Imm ist gerade acht Jahre alt und freut sich darauf, zusammen mit seiner Familie in die Pilze nach Helfta (bei Lutherstadt Eisleben) zu fahren. Während Marco und seine Eltern zu diesem Zeitpunkt noch in Gräfenhainichen beheimatet sind - einer Kleinstadt nahe FERROPOLIS in der Dübener Heide -, wohnen Marcos Tante Susanne, seine Oma Helga sowie ihr damaliger Lebensgefährte Gerhard in Halle (Saale). Sie treffen sich zunächst in der Haflingerstraße in Halle-Neustadt, um von dort aus über die B80 ins Waldstück zu gelangen. Schon während der Autofahrt hat Marco - neben Susanne auf der Rücksitzbank - ein ungutes Gefühl, welches er in seinen jungen Jahren noch nicht in Worte fassen kann. Der Druck in seinem Inneren verrät, dass bald irgendetwas Unheimliches geschehen wird.
Nachdem sie den Wald erreicht, und nach einer Weile eine Vielzahl an Pilzen gesammelt haben, endet plötzlich der Weg an einem Jägerstand. Dieser Ansitz sollte Marco noch lange im Gedächtnis bleiben - wie auch die nachfolgenden Minuten. Alle fünf beschließen - anstatt umzukehren und zurück zu ihren beiden Autos zu laufen -, einen schlängligen Pfad einzuschlagen, der weiter links durch knöchelhohes Gras führt. Als Gerhard anhält, um nach interessanten Pilzen in seinem Pilzbuch zu recherchieren, welche er am Wegesrand gesichtet hat, beschließen die anderen vier, schon mal weiterzulaufen: Gerhard solle nachkommen.
Marco, seine Mutter Monika, Helga sowie Susanne gelangen schließlich an eine Gabelung, die sich stark einer T-Kreuzung ähnelt. Sie beschließen, nach rechts abzubiegen, da auch linker Hand von ihnen der neue Waldweg im Gestrüpp endet. Letzterer ist breiter als der vorherige Pfad und weist zwei deutliche Fahrspuren auf, die ihnen merkwürdig vorkommen. In der Mitte wächst sattes Gras - ein ungewöhnlich grüner Wiesenstreifen, dass man einen Frühlingstag vermuten würde, und nicht die herbstliche Jahreszeit. Was sie in diesem Moment noch nicht ahnen, jedoch schon bald zu Gesicht bekommen und am eigenen Leib spüren werden: Alle vier sind aus der Zeit gefallen, als sie Gerhard vor wenigen Minuten zurückließen ...
"S-Seht ihr auch, was ich sehe?", sind die ersten Worte, die Marco von sich gibt. Um sie herum ist der Wald totenstill. Nicht mal ein Vogel ist zu hören. Er glaubt, dass er nur eine Fata Morgana sieht. Doch als seine Oma ihm zuerst antwortet, fallen alle Zweifel: "Da vorne steht ja eine Kutsche?!"
Zunächst denken die vier, dass jemand das Gefährt zufälligerweise dort abgestellt habe. Doch als auf einmal zwei Kinder aus der Kutsche springen und wie bei einer Zeremonie drum herumtanzen, glaubt Marco nicht mehr an einen Zufall: "Ein Junge und ein Mädchen - etwa in meinem damaligen Alter - trugen seltsame Kleidung", erinnert er sich. "Sie sahen wie zwei Kinder aus der TV-Serie Unsere kleine Farm aus. Das Besondere war allerdings, dass wir keine Pferde und auch keine Eltern sahen. Wir hörten nicht mal die Kinder oder einen Laut, obwohl sie doch so fröhlich drauf waren."
»Wenn wir zur Kutsche gelaufen wären, würde ich heute bestimmt nicht hier sitzen.«
Marcos späteren Recherchen zufolge handelte es sich um eine Kutsche aus dem 17. Jahrhundert, was seine Mutter zum besagten Zeitpunkt im Wald richtig einschätzt. Voller Neugier wollen Marco und seine Tante zu den Kindern laufen, werden jedoch noch rechtzeitig von ihren beiden Müttern zurückgehalten: "Das war wohl unser Glück", ist sich Marco heute bewusst. "Wenn wir zur Kutsche gelaufen wären, würde ich heute bestimmt nicht hier sitzen. Ich glaub', wir hätten die zwei Kinder niemals erreicht, da sie eine Art Projektion gewesen waren." Doch er räumt sofort ein, um ein Missverständnis auszuschließen: "Aber eine Illusion war es definitiv nicht! Die Kutsche und auch die beiden Kinder waren echt - keine Einbildung, keine Halluzination, und auch kein Traum. Ich seh' sie heute noch vor mir, als sei das alles erst gestern passiert."
Er liegt richtig, als er sich Jahre später erneut ans Recherchieren macht. Die Geschichte mit der geheimnisvollen Kutsche geht ihm nicht mehr aus dem Kopf - zumal diese allen fünf das Leben rettete, nachdem sie zu viert zu Gerhard zurückgelaufen waren, um ihn von den Pilzen wegzuziehen: "Heute wissen wir, dass es sich damals um Giftpilze gehandelt hat", meint Marco. Er pausiert kurz und erklärt dann: "Ich sehe noch den Lebensgefährten meiner Oma vor meinem geistigen Auge, wie er unsicher die Pilze am Rand des Pfades betrachtet. Für ihn schienen nur wenige Sekunden vergangen zu sein, während wir weg waren. Ein genaues Zeitgefühl haben wir vier heute nicht mehr. Keiner weiß, was in den paar Minuten mit uns und der Kutsche geschah. Aber eines ist Fakt: Wären wir vor Aufregung nicht zu viert zurückgelaufen, hätte er die Pilze garantiert in den Korb gelegt. Das wär' dann vermutlich das Ende für uns alle gewesen."
»Nächtliche Albträume plagten mich und brachten mich letztendlich dazu, mit der Wahrheit an die Öffentlichkeit zu gehen.«
Als die vier mit ihm zurücklaufen, um ihm die Kutsche zu zeigen, ist diese spurlos verschwunden. Anscheinend sollte Gerhard das Objekt und die Kinder nicht sehen. Ob es mit der Abstammung und den Vorfahren von Marco und seiner Familie zu tun hat, kann niemand bestätigen. "Wir haben damals nach Spuren gesucht", erzählt Marco. "Von der Kutsche war weit und breit nichts mehr zu sehen. Gerhard hielt uns für verrückt; und wir können es bis heute nicht wirklich begreifen, auch wenn ich darüber meinen Debütroman verfasst habe, um die Geschichte für mich selber zu verarbeiten. Jahrelang hielten wir die Story unter Verschluss, doch nächtliche Albträume plagten mich und brachten mich letztendlich dazu, mit der Wahrheit an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich dachte mir, dass es bestimmt auch andere Menschen da draußen gibt, die von ähnlichen Fällen berichten können. Es ist so, dass man mit solchen Themen schnell gegen die Wand läuft und seine eigenen Sinne sowie seinen Verstand hinterfragt. Die meisten glauben nur das, was sie sehen - und das akzeptiere ich. Hätte ich es nicht mit eigenen Augen gesehen, würde ich genauso denken."
Doch es kommt noch anders. Als Marco im Jahr 2015 mit seiner Familie erneut nach Helfta fährt, um die Geschichte von damals zu rekonstruieren und ein paar Fotos vom Waldweg aufzunehmen, stößt er am Abend während einer Internetsuche auf ein altes Dokument vom 22. Mai 1626. Was so brisant ist: In den Mansfelder Blättern des 14. Jahrgangs von 1900 wird von einem Raubüberfall am selben Ort während des Dreißigjährigen Krieges berichtet.
Darin steht, Zitat:
Gestern fuhren sie, "die jungen wehrlosen Kinder", zur Hochzeit des gräflichen Sekretärs Nicolaus Gruner nach Hettstedt, wurden dabei unterwegs auf ihrem eigenen Gebiet, Grund und Boden von einer Kompanie sächsischer Reiter vorsätzlicherweise überfallen, geplündert, ihres Vaters Leibkutscher wurde mit drei Schüssen getötet, dem Fähnrich Schubert ein Diener erschossen und ein Junge vom Pferde geschlagen ... Sie haben das nicht verschuldet, zumal sie sich immer willig erzeigten und noch jetzt die Kompanie des Rittmeisters von Weißbach und eine Kompanie Fußvolk im Quartier haben ... Nach Aussage der Reiter ihrer Konvoi waren die Täter von der zu Helbra, Benndorf und Helfta liegenden Kompanie Cicogna. [...]
[Auszug aus den Mansfelder Blättern, 14. Jahrgang 1900, S. 113]
Es handelt sich somit um einen der wenigen, bekannten Fälle einer Zeitreisen-Sichtung, die von vier Augenzeugen bestätigt sowie anhand von Unterlagen belegt werden kann. Private Videoaufnahmen in Helfta auf einer VHS-Kassette vom 18. Oktober 1997 - exakt eine Woche nach dem Ereignis -, die denselben Waldweg zeigen, existieren noch heute ...
Prolog Band 3
Bevor Du nun mit The Graphic Novel startest, möchte ich Dir etwas zur Entstehung erzählen - und warum es sich lohnt, an seine Träume zu glauben, selbst wenn sie in weiter Ferne schweben.
Schon als kleines Kind interessierte mich die Filmerei. Ich weiß noch, wie ich mir öfters den Camcorder meines Vaters schnappte, um kurz das Bild einzufangen, was sich vor meinen Augen abspielte. Später träumte ich davon, eine eigene Serie zu drehen, wie man sie im Fernsehen vorfindet. Schauspieler hatte ich schon: Meine LEGO-Figuren besaßen bereits alle einen Namen (zumindest die Hauptcharaktere), und eine Grundstory gab es auch. Es ging um ein Königreich, das immer wieder von Streitmächten angegriffen wurde, um es zu besetzen. Stärke und Entschlossenheit waren die größten Waffen, den Feind zu vertreiben.
»Mein Wunsch war es, eine Serie wie Pokémon auf die Beine zu stellen.«
Als Vorspann meiner kleinen Serie, die sich in meinem Kinderzimmer in Gräfenhainichen abspielte, musste der Song Like A Hurricane von C. C. Catch herhalten, den Du vermutlich noch kennst (und der dazu auch noch passend klang). Ich überspielte den Refrain auf eine Tonbandkassette und nutzte meinen tragbaren CD-Player zum Abspielen, der ein praktisches Kassettendeck mit Aufnahmefunktion besaß. Gott, ich bekomme jetzt grad' tierische Gänsehaut, da der Song im Hintergrund läuft, während ich diese Zeilen in meinen PDA tippe.
Mein Wunsch war es, eine Serie wie Pokémon auf die Beine zu stellen. Die einzigen Effekte, die ich besaß, waren meine Hände und eine große Portion Fantasie. Da mein Vater seine gefilmten Aufnahmen nur auf VHS-Kassette (später dann auf DVD) überspielte - und wir zum damaligen Zeitpunkt noch keinen Schnittrechner besaßen -, wär' die Umsetzung schier unmöglich und viel zu kostenintensiv gewesen.
Mein Traum wanderte ins Hinterköpfchen, doch er verschwand nie. Zu gern' hätte ich das LEGO-Filmset von Steven Spielberg gehabt, doch zu diesem Zeitpunkt besaß ich noch keinen PC.
Unser erster Laptop, der dann einige Zeit später als viertes Familienmitglied einzog, hätte zwar von der Leistung her gereicht, doch das Set passte irgendwie nicht mehr zu mir. Wenn ich Videos gedreht hätte, dann auf professionellerer Art.
Mehr als zehn Jahre verstrichen - und die Videoidee wurde durch den YouTube-Hype wieder in mein Köpfchen gespült. Anfangs nutzten Jeannette und meine Wenigkeit die Plattform, um für unser gegründetes Business Werbeclips zu erstellen. Später folgten Reportagen und Interviews auf Messen, wo Jeannette ihre Moderationsfähigkeit unter Beweis stellen durfte.
Irgendetwas fehlte (soviel wusste ich), als ich mit dem Schreiben Ende 2018 begann. Warum mir nicht die Spielfilmkamera in den Sinn kam, kann ich bis heute nicht sagen. Vielleicht war ich so vertieft ins Schreiben, dass sie mir selbst in nächtlichen Träumen nicht vorkam.
Wenn man ein Ziel anstrebt, blendet man den Rest seiner Umwelt aus. Die Filmkamera schlummerte in der Tasche und wurde erst Anfang 2020 wieder rausgekramt, als wir begannen, passende Trailer zu Verschwunden im Wald zu drehen. Mir bereitete die Arbeit am Set so viel Spaß, dass ich am liebsten gleich eine Verfilmung draus gemacht hätte. Doch so eine Produktion verschlingt eine Menge Ressourcen. Obwohl Jeannette und ich Ende 2020 sogar Anfragen von angehenden Schauspielern bekamen, hätten wir eine Filmproduktion finanziell nicht stemmen können. Und da wir grundsätzlich keine halben Sachen machen, kam auch ein Kurzfilm nicht infrage. Weiterhin fehlte mir die Zeit, da die Idee zu Band 2 verwirklicht und zu Papier gebracht werden wollte.
Nach traurigen Schicksalsmonaten im ersten Quartal 2022 fiel mir der Hi8-Camcorder meines verstorbenen Vaters beim Sortieren seiner Sachen in die Hände, was mich auf die Idee brachte, meine Filmkamera wieder aus der Ecke zu holen, um ihr ein neues Leben einzuhauchen. Ich fragte mich, was die Kamera noch für einen Sinn mache, wenn sie die meiste Zeit in der Ecke stünde ... Nur, um mit ihr ab und zu einen Trailer zu produzieren, war sie mir einfach zu schade. Ursprünglich stammte sie aus einer Universität, und bot nun ein trauriges Dasein, wenn mein Blick auf die SONY-Tasche fiel, in der sie schon viel zu lange ruhte.
»Dass uns ein familiärer Schicksalsschlag auf die Filmkamera wieder aufmerksam machte, war eine Kettenreaktion einer höheren Macht.«
In der Zwischenzeit hatte Jeannette ihre Leidenschaft zur Kunst entdeckt, was uns auf die Idee brachte, Band 3 als interaktive Graphic Novel herauszubringen, zum Beispiel mit weiterführenden QR-Codes unterhalb der Grafiken. Doch als gedrucktes Buch wären selbst Bleistiftzeichnungen aufgrund unterschiedlicher Grautöne kaum umsetzbar gewesen. Außerdem wollte sich Jeannette mit ihrer Kunst entfalten - und sich nicht wegen eines einzigen Buchs mit Cover und dezenten Bildbeilagen beschränken. Sollte danach die Kunst also wieder einschlafen und zurück ins Märchenland wandern, wo sie ursprünglich erwacht war? Ganz bestimmt nicht!
Nun ist es so, dass nicht alle Situationen grafisch umsetzbar sind. Wie lassen sich am besten paranormale Phänomene darstellen? Eine Frage, die uns Tage und Nächte beschäftigte und uns jede Menge Nerven kostete. Dabei lag die Lösung direkt vor unseren Füßen - beziehungsweise stand in einer Zimmerecke - und wartete nur darauf, von uns wieder ausgepackt zu werden.
Nichts im Leben geschieht durch Zufall; und dass uns ein familiärer Schicksalsschlag auf die Filmkamera wieder aufmerksam machte, war eine Kettenreaktion einer höheren Macht, die der begrenzte Verstand nicht mal ansatzweise erfassen kann. Das muss er auch nicht, wie ich finde. Die Hauptsache ist doch, dass ich meinen Kindheitstraum nicht in einer Ecke vergammeln ließ, sondern nun endlich verwirklichen konnte.
Erst mit den Clips, die Du in der Graphic Novel findest, wird die Geschichte rund. Paranormale Phänomene erhalten dank originalem Filmmaterial viel mehr als nur ein Gesicht. Sie werden greifbar, auch wenn es uns selber schwerfällt, sie zu begreifen.
In The Graphic Novel nehmen wir Dich mit auf eine unbekannte Reise, von der Du schon immer geträumt hast. Ich wünsche mir, dass Du von der Story ebenso begeistert sein wirst, wie diese mich weiterhin ans Schreiben fesselt.
Marco Imm
Landsberg, 14. Februar 2023
Zum Schriftsteller
Marco Imm, 1988 in Lutherstadt Wittenberg (Sachsen-Anhalt) geboren, wuchs in der Stadt Gräfenhainichen auf. Bereits in der Schulzeit fand er jede Menge Freude am Schreiben und Erzählen von Geschichten.
Nach seiner Ausbildung zum Elektroniker schrieb er als freier Fachautor für mehrere Verlage, und drehte außerdem über 150 Reportagen und Clips, welche insgesamt auf der Videoplattform YouTube erschienen.
Ein mysteriöses Ereignis im Wald bei Helfta (Eisleben) lieferte den Grundstein für packende Thriller, welche überwiegend auf wahren Ereignissen basieren.
Im Oktober 2019 brachte er seinen ersten Roman Verschwunden im Wald heraus, gefolgt von seinem zweiten Werk Spuren vergangener Zeiten im Januar 2021. Beide Werke erschienen bis Februar 2024 im BoD Books on Demand Verlag, Norderstedt.
Sein eigenes Thriller-Serienmagazin The Graphic Novel (Band 3) erschien erstmals im April 2022 auf MaJa-TV - anfangs noch in einer schmalen Beta-Version. Seit März 2024 sind nun alle seine Werke exklusiv hier auf MaJa-TV in vollem Umfang verfügbar.
Marco Imm spricht in seinen Büchern die Themen der Angstbewältigung sowie der Selbstfindung an. Als Experten-Autor hat er sich vor allem auf die Problematiken von paranormalen Phänomenen, Zeitlinien, morphischen Feldern, Dimensionsschichten, holografischen Projektionen sowie der Quantenmechanik spezialisiert. Zu seinen Kernschwerpunkten zählen die Bewusstseins- und Traumforschung, Parallelwelten und Schwarze Löcher.
Von Oktober 2023 bis Februar 2024 liefen die Vorbereitungen für die Verfilmung seiner Werke. Die Dreharbeiten begannen bereits Ende Februar 2024 - und erstreckten sich hauptsächlich im Raum Halle (Saale) sowie Gräfenhainichen an realen Drehorten des Geschehens.
Die fertigen Spielfilm-Clips sind nicht nur Teil von The Graphic Novel, um die letzten Lücken zwischen Buch und Fernsehen zu schließen. MaJa-TV unterstützt mit dieser einzigartigen Schauspiel- und Kunstförderung vor allem engagierte Nachwuchstalente und Jungdarsteller:innen, um diesen eine berufliche Grundlage zu ermöglichen.
Leseprobe Band 3
Im gemütlichen Gleichschritt liefen sie dicht nebeneinander. Keiner von beiden sagte etwas. Und irgendwie gab es auch grad’ nichts zu sagen. Selbst wenn der Tag so richtig beschissen begonnen hätte, obwohl doch genau das Gegenteil ihn überraschen wollte, war er nun froh, dass der Abend sich langsam näherte. Es gab nichts Schlimmeres, als ungeduldig auf etwas zu warten. Obwohl, vielleicht gab es da doch was: Beispielsweise, von jemandem maßlos enttäuscht zu werden.
Ich hoffe nur, dass ich diesen Freitag überlebe …
Sein Gedankengang war nicht ganz unbegründet, auch wenn er sich sonst überhaupt nichts aus solch’ dummen Sprüchen machte. Außerdem war es nicht nur reiner Aberglaube, sondern auch ziemlich kindisch, wenn jemand von irrsinnigen Gefahren und Schicksalsschlägen sprach. Es klang sogar lächerlich – nur weil heute Freitag, der Dreizehnte war.
Einer von etlichen, dachte er sich und winkte den Gedanken ab. Nie ist etwas Großes passiert. Warum sollte das heut’ anders sein?
Hätte er seine Gedanken ausgesprochen, wären erhebliche Zweifel an die Oberfläche getreten. Bestimmt hatte das alles mit der ungewohnten Situation zu tun. Und wenn etwas ungewohnt war, brauchte es doch immer erst einen kräftigen Tritt, bevor etwas losrollen konnte – egal, ob es sich um eine Maschine handelte … oder um ein Familienmitglied, welches man in die entscheidende Richtung zurücklenken musste.
»Alles okay, Schatz?«, fragte Laura und sah ihn von der Seite an. Ein paar Haarsträhnen fielen ihr dezent ins Gesicht und wippten erfreut, während ihre Beine dazu einen taktvollen Gleichschritt vollzogen. »Basti wird schon kommen.«
Wieso kommt sie eigentlich immer darauf, dass ich mir Sorgen um ihn mache? Als wenn sich die Welt nur um ihn drehen würde …
»Ja … ich meine: Nein, es geht nicht um Basti. Ich hab’ nur grad’ so einen dummen Einfall gehabt.« Er sah kurz zu ihr herüber und bemerkte ihren Gesichtsausdruck: Sie wollte mehr wissen. »Du weißt schon … Heute ist der 13. Mai.«
»Natürlich weiß ich das. Mein Glückstag. Und deshalb wird die heutige Premiere auch außergewöhnlich werden. Die meisten Vorstellungen finden sonst immer donnerstags statt.«
»Genau! Genau deshalb«, betonte er. Seine Stimme beschleunigte wie ein Rennwagen. »Findest du das nicht merkwürdig? Die vielen Zusammenhänge … was wir erlebten …«
»Ich hab’ das mit der Kinoleitung so vereinbart«, unterbrach sie seine Aufzählung und fing an zu kichern.
»Du warst das?« Er blieb stehen und riss seine Augen weit auf. Nervös fuhr er sich durchs kurz geschnittene Haar.
Laura erwiderte seine Reaktion, hielt an und meinte: »Aber ja! Ich dachte, du freust dich darüber. Die freundliche Dame am Telefon meinte, ich solle mir ein Wunschdatum aussuchen. Es standen sogar mehrere Termine zur Auswahl …«
»Warum hast du mir nichts gesagt?«, fuhr er sie an und wurde laut. Ein paar Leute, die an ihnen vorbeiliefen, drehten sich zu ihnen herum. Doch davon bekamen sie nichts mit.
»Schon mal was von Überraschung gehört?« Ihre Freude war sichtlich im Eimer und schmolz wie Eis in der Sonne.
»Tut mir Leid«, gab er bestürzt von sich. »Du wolltest mir entgegenkommen – und ich hab’s mal wieder vermasselt.«
»Hey!«, sagte sie und kam so nah, dass er ihren Atem spürte. »Du hast gar nichts vermasselt, okay? Gib dir nicht dauernd die Schuld. Du hast eine schwere Zeit hinter dir … wir alle. Und ich will nicht, dass sich der ganze Spaß wiederholt.«
Laura hatte Recht. Und allmählich sah er es auch ein. Schließlich konnte er froh sein, dass die Vorstellung heute stattfand – und nicht einige Wochen später. Die Drehtage hatten ihm bereits den letzten Nerv gekostet. Undenkbar, dass er diesen Ballast noch länger mit sich herumtragen sollte. Dieser Abend würde sein Leben – und das Leben seiner Freundin – wieder ins rechte Licht rücken. Hoffte er. Sie hatten sich nicht umsonst abgestrampelt und das Projekt knallhart durchgezogen, obwohl jeder kaum noch konnte.
»Ich will auch, dass es endlich vorbei ist, Laura. Nicht nur du. Glaub’ mir.« Wieder liefen Menschen wie Komparsen an ihnen vorbei, als drehten sie den Film weiter. Ben achtete nicht auf sie. In diesem Moment war es für ihn so, als befinde er sich mit seiner Kirsche ganz allein in einem Konferenzraum. Besprechung unter vier Augen, fiel ihm spontan ein. Wenn man vor die Tür gesetzt wird, bricht die Welt um einen auch zusammen.
Seine Wahrnehmung war der einzige Schlüssel, den er heute Abend bei sich trug. Laura hatte beschlossen, die Wohnungsschlüssel in ihrer Handtasche zu verstauen. Elegant hob sie die helle Ledertasche mit ihren Fingern etwas an und ließ den schmalen Umhängeriemen von ihrer Schulter gleiten, um etwas herauszuholen: »Vielleicht muntert das dich auf …«
»Du schleppst mein Erfolgsjournal mit?«, fragte er entsetzt und zeigte auf sein petrolfarbenes Büchlein im A6-Format, welches sie ihm dicht vor die Nase hielt. In seiner Stimme lag so was wie Angst. Angst, einen großen Fehler zu begehen …
»Es ist unser Journal – klar?«, machte sie ihm deutlich. »Schließlich hast du während der Dreharbeiten alles dokumentiert und festgehalten. Und bei unserer ersten Kinopremiere gehört das schließlich dazu und darf nicht fehlen.«
»Verstehe! Du willst die Kinokarten ins Buch kleben. Warum bin ich eigentlich nicht selber auf die Idee gekommen?«
»Weil du mit anderen Dingen beschäftigt warst«, antwortete sie und kramte einen Klebestift aus der Tasche. »Es muss wie ein Ritual vor Ort geschehen.« Nach einer kurzen Pause: »Na also! Dein Gedankenlesen wird deutlich besser, wie ich finde. Geht doch. Und du beschwerst dich …« Es klang so, als hätte sie das Buch nur hervorgekramt, um ihn zu testen.
»Ich hab’ auch hart geübt«, meinte er und lief weiter. Laura packte die beiden Dinge wieder zurück und folgte ihm.
Vor ihnen erstreckte sich das Neustadt-Centrum, das wie ein Schiff von außen wirkte. Immer, wenn Ben das Shopping-Center betrachtete, musste er an den Film Ghost Ship denken. Nicht, dass das Center geisterhaft leer wär’: Ben verband imposante Gebäude immer mit irgendetwas. Als er Luisa dank Bastis genialer Idee – einen Puff zu betreten – kennenlernte, hatte er während der Autofahrt zum Fabrikgelände gespürt, dass er ebenfalls diese Fähigkeit in sich trug, von der sie damals erzählte. Nur war er in Gedanken abgedriftet gewesen, sodass sein Unterbewusstsein diese Informationskette erst nach und nach an die Oberfläche spülen musste. Das war mit allem so. Trotzdem konnte er partout nicht verstehen, warum manche Dinge immer wieder dieselben Bilder in einem selber hervorkramten, mit denen man im Prinzip nichts weiter zu tun hatte. Es war ein ungelöstes Rätsel, das sich einfach nicht auflösen wollte, auch wenn man sich noch so sehr anstrengte.
»Kommt mir wie ein Déjà-vu vor«, sagte Laura und strich sich die Haarsträhnen aus dem Gesicht. »Als wir zu deiner zweiten Autorenlesung liefen, lag auch so eine Energie in der Luft.« Es klang wichtig, wie sie die Worte penibel formte.
»Das Wetter war an jenem Tag nicht das beste, wie du sicherlich noch weißt.« Laura spürte sofort, dass Ben sich nur rausreden wollte. »Muss wohl am Herbst gelegen haben … und weil Basti kurz davor verschwunden war. Bestimmt sind das noch Energiereste, die sich hin und wieder zeigen.«
»Ich wünschte, du hättest damit Recht«, sagte sie und drehte sich um. Ben dachte, Laura hätte jemanden gehört, der nach ihr rief. Als er sich ebenfalls umdrehte, sah er nichts weiter als ein paar Geschäfte, die einer etagenförmigen und offenen Passage glichen. »Zumindest weiß ich jetzt, was du damals meintest.« Erst glaubte er, Laura meinte Lisa damit. Die Situation in der Buchhandlung ähnelte dieser hier stark.
Wieder blieben sie stehen. »Laura, die Sache mit Mirko ist vorbei, okay?«, gab er stattdessen von sich. »Ich spüre nichts mehr – im Gegensatz zu damals. Wir hatten die Schweine in der Klinik erledigt … Und es wird nichts mehr passieren.«
»Aber es stand nichts in der Zeitung«, warf sie ein. »Auch nichts im Netz. Ich meine: Die Sache wär’ doch irgendwann aufgeflogen, wenn die Polizei sie wirklich gefunden hätte …«
»Die Dreckskerle waren untergetaucht«, unterbrach er sie. »Kein Aas interessierte sich für sie. Daran wird sich auch nichts mehr ändern. Wer soll eine alte Psychiatrie besuchen?«
Es ist der Fluch, Ben, nervte ihn seine innere Stimme. Wie schön wär’s gewesen, wenn auch sie mit untergetaucht wäre. Doch das war ein Wunschdenken. Du hast selber behauptet, dass jeder für immer betroffen ist, der mit dem Ding in Berührung kommt …
»Und Sarah Kulmer?«, fragte Laura. »Was ist mit der?«
»Hey! Die hatte einfach Schiss gekriegt und ist abgehauen. Wir sollten nicht mehr darüber nachdenken, sondern uns heute einen schönen Kinoabend machen. Ich weiß nicht, warum du ausgerechnet jetzt wieder davon anfangen musst …«
»Das hab’ ich dir doch grad’ eben eindeutig versucht zu verklickern: Weil ich was spüre. Hier stimmt was nicht, Ben.«
Eigentlich unmöglich, dass nur Laura etwas wahrnimmt. Ich merke absolut null. Bildet sie sich das nur ein? Nein, das ist untypisch für sie.
»Und was schlägst du nun vor?«, versuchte Ben, sie selber vor eine Entscheidung zu stellen. Er hielt das für wichtig.
»Umkehren ist blöd«, meinte sie. »Es wär’ blamabel, wenn wir nicht zu unserer eigenen Vorstellung gehen würden, nur weil wir uns nicht trauen.« Sie klang wie ein kleines Mädchen, das vor ihrem strengen Vater etwas aufsagen musste, nur weil er es von ihr so hören wollte. Ihre zaghafte Stimme war ein Ausdruck dafür, dass sie selber nicht daran glaubte, was sie von sich gab. Hätten Kräfte ihren inneren Zustand manifestiert, wären bestimmt die Fäden wie bei einer Marionette sichtbar geworden, die sie in eine bestimmte Richtung lenkten. Vielleicht liegt Ben mit seinen Zusammenhängen doch richtig …
»Also gehen wir jetzt dort rein und genießen den Abend«, übernahm er nun doch die Entscheidung und zeigte auf das Neustadt-Centrum. »Sobald wir den fertigen Film gesehen haben, ist alles vorbei, Schatz. Dann hören die Ängste und Albträume endlich auf – und wir kriegen unser Leben zurück.«
Zumindest hoffte er das.
Einzigartige Graphic Novel: Erlebe paranormale Phänomene dank originalem Filmmaterial in einem illustrierten Werk
Keine unerlaubte Vervielfältigung!
Copyright 2022: Text by Marco Imm; Graphics by Jeannette Goerlitz
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